LIEBER ANTONIUS – eine Lebensgeschichte

Lieber Antonius

lieber Antonius

Wie ein Stossgebet gen Himmel, hab ich diese Worte still hinaus gesendet, spät abends beim Waschen meines Gesichtes im Bad. Lieber Antonius, bitte, du bist meine letzte Hoffnung! Ja, ich weiss, ich hätte dich schon viel früher ernsthaft anrufen können, doch irgendwo tief in mir drin sitzt da dieser Zweifel. 

Wer Antonius ist? Angeblich ist er als der Heilige aus Padua bekannt, der Verlorenes wiederfindet. Das ist mir schon früher mal gesagt worden, als ich verzweifelt nach Etwas gesucht hatte. Ich hab schon mein Wasserglas im Schuhschrank wieder angetroffen, oder den Orangensaft beim Katzenklo.

Diesmal ist es jedoch echt wichtig. Im Restaurant, in dem wir am Mittag gegessen hatten, habe ich bereits nachgefragt. Nichts. Meine Schwiegermutter hab ich auch schon gefragt, ob ich ihn noch hatte, als wir uns trafen. Ja, sie habe ihn an mir gesehen, das wisse sie genau. Dann muss er also im Haus sein. Nur wo?

Alles haben wir abgesucht, meine Family und ich. Alle Taschen gekehrt, in der Jacke, den Hosen, der Handtasche. Im Bad, den Schubladen, im Kleiderschrank. Im Keller und in der Waschmaschine. Mit Handschuhen bewaffnet den Kompost und den Abfallsack durchwühlt. In den Abfluss aller Lavabos geleuchtet. Nix. 

Gopf! Warum passiert das immer mir? Schon meine lila Laptop-Tasche ist spurlos verschwunden, obwohl ich haargenau weiss, dass ich sie extra an einen Ort gelegt habe, wo sie nicht stört. Manchmal hab ich echt das Gefühl ich lebe in einem geheimen, schwarzen Loch, in dem dauernd irgend etwas verschluckt wird. 

Ziemlich entmutigt will ich grad meine Jeans zum Waschen die Treppe runter werfen. Doch etwas in mir hält mich zurück. So schmeisse ich sie stattdessen einfach auf den Boden und ….. hast du das gehört?! Frag ich meinen Mann. Es hat geklimpert! Und aus der Tasche gefallen ist; mein Ehering! Danke lieber Antonius!

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