STERN DER EINGEBUNG – eine Handgeschichte

Stern der Eingebung

Stern der Eingebung

Es besucht mich ein Herr, der vom Alter her mein Vater sein könnte. Er versichert sich, dass diese Art des Handlesens nichts mit Wahrsagerei zu tun hat und horcht dann ganz aufmerksam und konzentriert meinen Erläuterungen. Sein ernster Gesichtsausdruck und die Stille die ihn umgibt, verunsichert mich zuerst ein wenig.
 
Ein grosser Stern auf seinem oberen Daumenglied fällt mir besonders auf. Der Stern der Eingebung. Ein Zeichen, das ich nur sehr selten sehe und dessen Auslegung in genau die Richtung zielt, die er anfangs angesprochen hatte. Nämlich die Eigenschaft, nicht rational erklärbare Eingebungen zu haben, die meist als Zufall abgetan werden, oder eben, als Wahrsagerei. Also bewege ich mich erst mal auf etwas greifbarerem Terrain. 
 
Doch wie er sich erstaunt in meinen Ausführungen wieder erkennt, und sein Dilemma zwischen Wissenschaft und Intuition klar dargelegt bekommt, beginnt er, mir seine unglaublichsten Geschichten anzuvertrauen. Zufall über Zufall, oder eben, Eingebung über Eingebung, führen uns letztlich auch in unserer Begegnung an einen Punkt, wo es um weit mehr zu gehen scheint, als was ein wacher Verstand wahrnimmt. Es sind die Seelen unserer Väter, die uns verbinden. Geschichten aus anderen Zeiten, anderen Leben. Etwas, das mit dem Ratio nicht erklärbar ist.
 
Bei der Verabschiedung stehen wir uns gegenüber und sind einfach nur noch sprachlos und tief berührt. Worte braucht es keine mehr.